Andi im Trainingslager auf Mallorca – vom 14. bis 21. April 2011

Donnerstag 

Mein Flieger startet 6:30 Uhr, 8:35 Uhr landen wir auf Mallorca. Unser Trainer Brian holt mich mit dem Auto ab, es geht nach Port de Pollença. Nach einer kurzen Begrüßung der Anderen geht es schon los zum Radverleih.
Das im Internet vorbestellte Rennrad steht bereit, und die von mir mitgebrachten Look-Klickpedale werden angeschraubt (ich hätte sie aber nicht mitbringen müssen, sie haben genug vor Ort). Ich fahre mit Ed, einem von Brians Trainern, eine kurze Runde, um zu prüfen, ob alles ok ist, dann zurück zum Hotel.



Dann geht es schon auf eine lockere Einführungsrunde; und so fahre ich – kaum 2 Stunden auf Mallorca, schon mit dem Rennrad nach Petra, eine Stadt nur für Radler, wie es scheint. Im Stadtkern ist ein großer Platz mit mehreren Cafés, und es gibt da nur Radler, Hunderte kommen und gehen. Die Strecke ist flach, und ich kann erste Eindrücke von der Gegend sammeln. Wir fahren mit einer 45-min-Pause 85 Kilometer.

Freitag

6:40 Uhr stehe ich auf, 7:20 Uhr treffen wir uns, es geht ins Hallenbad. Die erste Schwimmeinheit steht an.  400 m Einschwimmen, danach 15 x 100 m Kraulen, dann Atemübungen, jeweils eine Bahn 2er, 3er, 5er, 7er, 7er, 5er, 3er, 2er Zug. Insgesamt 2300 Meter.

Ab zum Frühstück, ich habe einen Bärenhunger. Es gibt alles, was das englische Herz begehrt. Unglaublich, was die morgens essen können: Von Baked Beans über Pommes, Bacon, Pilzen, Würstchen und irgendwelche Marmelade, die grün ist. Aber es gibt auch Essen, was ich kenne, und ich werde satt.

11:00 Uhr treffen wir und wieder, es geht aufs Rad. Geplant sind 130 km mit 3 Bergen und 2300 hm –  noch lache ich. Erst 50 km lockeres Einfahren, dann eine kurze Pause, Getränke checken, und der erste Berg kommt. 5,2 km und 5,1% Steigung tun weh, aber dann geht es locker weiter. Der nächste Berg folgt 10 km später: Selbe Länge, selbe Steigung, das tut noch mehr weh. Am Meer machen wir eine einstündige Pause und essen etwas, dann geht es auf den Heimweg. Nach 2 km kommt gleich wieder ein Berg: 13,2 km lang, 6,1 bis 6,4 % Steigung. Für mich die Hölle, ich habe noch nie etwas Vergleichbares gemacht. Total unterzuckert kämpfe ich mich die letzten Meter hoch und habe es  geschafft! Die Aussicht ist unvorstellbar, und nach 2 Gels und 10 min Pause geht es wieder.
Der Heimweg geht in Serpentinen und 180-Grad-Kurven langsam vonstatten, bis auf die letzten 10 km. Wer will, gibt nochmal etwas Gas und fährt die Beine etwas schneller aus. Nach insgesamt 8 Stunden mit Pausen sind wir zu Hause.

Ich habe meine erste Bergtour überlebt: 137 Kilometer mit 2300 Höhenmetern.

Samstag

Heute kein Schwimmen. 8:00 Uhr gibt es Frühstück, aber nicht viel, ich starte schon bald beim Zeitfahren, 33 schnelle und flache Kilometer. Endlich mal etwas, das mir gefällt. Die Beine sind schwer und müde, aber einsatzbereit. Es starten 12 Leute von uns, ich bin der Sechste. Nach kurzem Warmfahren bin ich um 9:29 Uhr dran, es wird im Minutentakt gestartet. Erst 8 km geradeaus, dann rechts, 12 km wieder geradeaus und 8 km leicht bergig (aber kein Vergleich zu gestern). Dann kommt bereits der Schlussspurt, und nach 58:30 min bin ich im Ziel.
Wir laufen uns noch ein wenig aus, und das war es dann mit Sport heute. 14:00 Uhr gehen wir zu Tore´s, dem Ausrichter des Rennens (eine Restaurant und Bar). Im Startpreis von 20 € sind ein Mittagessen und Getränke enthalten. Es wird spät und schön.

Sonntag

8:00 Uhr Frühstück. Auf dem Plan steht ein lockeres Ausfahren der Beine nach Petra. Nichts Aufregendes, 72 km bis Petra, da gibt es Kaffee und Pizza, dann geht mit leichten Hügeln 42 km zurück nach Port de Pollença.

Montag

6:40 Uhr Aufstehen, 7:30 ab ins Schwimmbad. 400 m Einschwimmen, dann 10 x 100 m, aufgeteilt in je 75 m Schwimmen, dann 10 Liegestütze, und 25 m locker Ausschwimmen. Dann muss ich 50 m locker und 50 m schnell schwimmen, alles wird mit einer Unterwasserkamera aufgenommen und anschließend ausgewertet, damit man die Fehler sieht. 200 Ausschwimmen, und fertig ist die Schwimmeinheit. Dann gibt es Frühstück: Unglaublich, was in einen Andreas so reingeht! Hunger und müde sind die neuen Worte, die mich im Laufe der Woche am meisten beschäftigen, und das Wort Sattel.

11:00 Uhr starten wir zum Fahrradfahren. Zuerst 29 flache km, dann wieder ein Berg, 7,9 km lang und 5% Steigung, dann 18 km bergab. Insgesamt werden es 72 km.

18:00 Uhr geht es zum Meer zum Open-Water-Schwimmen. Ab in den Neo und raus zu den Bojen, ich kämpfe mit den Wellen und dem kalten Wasser, es werden 800 m.

Dienstag

Schon wieder 6:40 Uhr aufstehen, und schon wieder ins Schwimmbad. So früh im Urlaub (Trainingscamp) aufzustehen tut doppelt weh, aber der frühe Vogel fängt den Fisch. Scheißspruch um die Uhrzeit, aber irgendwie muss man sich ja aufheitern. Also ab ins Wasser, Techniktraining steht auf dem Programm. 400 m Einschwimmen, dann wieder 10 x 100 m Kraul, wieder mit 10 Liegestütze nach 75 m. Nach dem siebten Mal küsse ich den Boden, aber mit etwas Pause schaffe ich auch das.
Dann noch 400 m schnell und Ausschwimmen, zusammen sind das 2200 m.

11:00 Uhr, wir wollen 160 km radeln. Es geht locker los, keine Berge, und wirklich langsam. Nach 4 Stunden und 96 km ist Pause, wir essen etwas, und die letzten km gehen auch rum. Am Abend sind es dann 167 km und 1000 hm geworden.

Mittwoch

6:40 Uhr, was soll ich sagen … der Wecker klingelt schon wieder. Raus aus dem Bett und Kaffee gemacht. Alle Zimmer sind Appartements mit Küche, Mikrowelle und Kühlschrank. Man kann sogar kochen, wenn man will.

7:20 Uhr ist Treff an der Rezeption, und wieder geht es ins Schwimmbad. Es geht mit 400 m Einschwimmen los, ein paar Hundert Meter Kraulen und irgendwelche Sachen im Wasser. Habe ich erwähnt, dass es sehr früh ist? Dann nur noch Cooldown, doch Brian ist der Meinung, dass wir noch mal 400 m auf Zeit schwimmen sollten, was ich dann auch mache, denn alles Beschweren hilft nicht. Ich schwimme eine neue Bestzeit, 1 min schneller als beim letzten Mal. Fazit: Der Trainer weiß was gut ist und wie man schneller wird.

11:00 Uhr, wir starten zu einem Bergzeitfahren über 7,9 km mit 5,2% Steigung. Das ist aber ein guter Berg, es gibt kurze flache Strecken, und es geht nicht ununterbrochen bergauf. Neben uns fahren noch 4 Mädels mit, die Brian mitgebracht hat. Ich starte als Fünfter und lasse es diesmal lockerer angehen. Nach 28 min komme ich ins Ziel, ich bin Sechster von 11. Sehr gut für das Ego, leider wurde ich von 4 Leuten überholt (2 Mädels und 2 Jungs). Es hat nicht lange gedauert, bis sie kamen, der schnellste nimmt mir 9 min ab. Dann geht es locker heim, 64 km mit 900 hm. Abends bekomme ich eine Massage von der Trainerin, die auch Physiotherapeutin ist. Sie kennt alle Punkte an der Wade und am Oberschenkel, wo Verhärtungen auftreten, und massiert sie unter großen Schmerzen meinerseits weg. Tut weh, aber hilft.

Donnerstag

Heute ist der letzte Tag, er startet 7:20 Uhr. Hahaha, 6:40 Uhr aufstehen, ich kann kaum geradeaus laufen. Aber das Wasser ist da, und ich auch, also rein ins kühle Nass. Ich schwimme mich ein, und dann gibt es wieder Techniktraining. Brian und Andi, die Trainer schauen genau auf die Technik und sagen einem, wo die Fehler sind, und wie man beheben kann. Nach 2000 m habe ich es geschafft.

Frühstück, ich kann keine Eier, Pancakes und Bacon mehr sehen, und versuche es stattdessen mit Buttercroissants und und Rühreiern. Die Dame am Herd versteht mich nicht richtig, und macht mir 3 Teller á 3 Eier. Ich nehme 2 Teller mit insgesamt 6 Eiern und Schinken; Eiweiß kann nicht schaden, hoffe ich.

Es steht eine letzte Ausfahrt an, geplant sind 90 km nach Sa Calobra, 10 km lang und 7% Steigung. Ich bin der Einzige, der sich nicht freut. Als wir starten, ist es sehr trüb und kalt. Nach 15 km kommt der erste Berg 7,9 km lang und mit 5,2% Steigung. Oben ist es neblig, die Straßen sind nass und rutschig. Brian sagt, dass es zu gefährlich wäre. Schade schade, das war wohl nix mit dem Berg ?. Nach 67 km und 795 hm sind wir wieder zu Hause.

Jetzt noch alle meine Teile vom Fahrrad abbauen, die Koffer packen, es geht heim. Ich bin total geschafft, aber stolz auf das, was ich geleistet habe. Brian und Stacey fahren mich zum Flughafen.

Fazit

Meine ganz persönliche Meinung zum Trainingscamp: Es ist kein Urlaub (das dachte ich am Anfang)!
Es ist hart, jeden Morgen um 6:40 Uhr aufzustehen und Schwimmen zu trainieren. In Deutschland schwimme ich einmal pro Woche. Es ist noch härter, sich jeden Tag aufs Fahrrad zu setzen und 100 und mehr Kilometer zu fahren. Aber wenn man es schafft, den eigenen Schweinehund zu überwinden, dann ist es das beste Training, was man machen kann.

Ich habe keine Angst mehr vor Bergen (haben wir in Frankfurt und Umgebung nämlich nicht). Die Radstrecke beim Ironman in Frankfurt hat 1000 hm, das (oder mehr) habe ich jeden Tag gemacht und (einmal 2300 hm). Wenn man es trainiert, kann man das viel lockerer sehen. Beim Schwimmen ist es genauso: Wenn man die Technik beherrscht, kann man viel Kraft sparen,

Ich habe mich noch nie beim Training so gut aufgehoben gefühlt. Am Berg ist immer ein Trainer in meiner Nähe gewesen und hat sich erkundigt, wie es mir geht. Beim 13 km langen Aufstieg zum Sóller, als ich fast vom Fahrrad gefallen bin, weil ich zu schnell angefangen hatte und mich um 1 km verrechnet hatte, haben sich Brian und Stacey sofort um mich gekümmert und mir 2 Gels gegeben, da ich vergessen hatte, welche zu nehmen. Die anderen warteten, bis ich mich erholt hatte, und dann ging es weiter. Nicht nur bei mir sondern auch bei anderen. Wir hatten eine absolute Anfängerin dabei, die einen persönlichen Trainer bekam, da sie die langen Touren noch nicht fahren konnte. Entweder fuhr sie Strecken mit dem Trainer allein, oder wir trafen uns auf halber Strecke mit ihr und aßen  gemeinsam. Beim Bergzeitfahren wurde sie mit dem Auto hingefahren und nahm nur am Rennen teil.

Leider hatten wir einen Unfall beim Zeitfahren, ein Athlet verlor die Kontrolle über sein Rad und brach sich Arm und Schulter. Er wurde sofort zum Arzt gebracht, wo man ihn versorgte. 3 Tage später begann er im Schwimmbad mit Nici, unserer Physiotherapeutin, ein Aufbautraining, und trainierte nach Brians Plan Spinning und im Schwimmbad Kräftigungsübungen für die Beine. So kam er auch zu etwas Training, und wir hatten alle Spaß.

Ich habe in der Woche mein Englisch deutlich verbessert, weil nur in Englisch geredet wurde, aber wir hatten genug Dolmetscher. Morgens und abends saßen wir beim Essen zusammen und sprachen über den Tag, und versuchten dabei, so viel Energie wie möglich zu uns zu nehmen, damit wir am nächsten Tag wieder Kraft für das Triathlontraining hatten.

Bei mir waren es insgesamt 755 km Rad mit ca. 9000 hm und 12 km Schwimmen. Ich habe 3 Sättel gebraucht, da ich meinen eigenen vergessen hatte; und mir tut mein Hintern noch immer weh, also unbedingt den eigenen Sattel mitnehmen.

Bis zum nächsten Jahr,
Andreas

P.S.: ich kann keine Powerbar- und High5-Produkte mehr sehen! Nach 8 Tagen hängt mir das Zeug zum Hals raus.